Zähne im Alter
Eine effiziente, mundgesundheitliche Betreuung ist für Senioren besonders wichtig
Erschienen im „Forum Zahngesundheit“ der Süddeutschen Zeitung am 26.10.2017
Wer auch im Alter gesund im Mund sein möchte, sollte seinen Zähnen weiterhin so viel Aufmerksamkeit wie möglich schenken. Denn die Zähne, ob noch die eigenen oder schon eine Prothese, benötigen lebenslang sorgsame Pflege. Daran sollten nicht nur die Senioren, sondern auch sie pflegende Angehörige oder Pflegekräfte denken. Auf die besonderen Bedürfnisse bei der Versorgung von Patienten fortgeschrittenen Alters gehen auch die Zahnärzte immer stärker ein. Die Alterszahnheilkunde trägt dem demographischen Wandel und den damit verbundenen Anforderungen an die Behandlung betagter Menschen Rechnung.
„Senioren sind eine sehr heterogene Patientengruppe, die wegen ihrer unterschiedlichen zahnmedizinischen funktionellen Kapazität, also Therapiefähigkeit, Mundhygienefähigkeit und
Eigenverantwortlichkeit, Zahnärzte besonders bei der Therapieplanung und Behandlung fordern“, sagt Prof. Dr. Ina Nitschke MPH, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin. „Senioren
werden als Fitte, dann als Gebrechliche und später als Pflegebedürftige zahnmedizinisch betreut. Die Zahnmediziner sollten die Patienten vorausschauend begleiten und nach deren allgemeiner Gesundheit
das Praxismanagement so ausrichten, dass die Prävention für die Patienten immer erreichbar ist. Teilweise kann die Behandlung nicht mehr in der zahnärztlichen Praxis erfolgen. Einige Zahnärzte sind
dann auch für die aufsuchende Betreuung ausgerüstet.“ Grundsätzlich sollten, so Nitschke, Zahnärzte darauf achten, dass sich auch ältere Patienten in der Praxis wohlfühlten, die richtige Ansprache
hätten und „immer wieder zur Kontrolle und zur professionellen Zahnreinigung eingeladen werden.“
Bei dieser Intensivreinigung werden hartnäckige Ablagerungen und Plaque, also bakterielle Beläge an Zahnflächen, mit Spezialinstrumenten entfernt, da sie Karies oder die als Parodontitis bekannte
Entzündung des Zahnhalteapparates verursachen können. Die Bundeszahnärztekammer betont, dass die professionelle Zahnreinigung „ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung und unterstützenden
Behandlung von allgemeinmedizinischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, Herz-Kreislaufkrankheiten, Lungenerkrankungen oder Magen-Darmerkrankungen“ sei. Wie stark sich Zahngesundheit und
allgemeiner Gesundheitszustand gegenseitig beeinflussen, erklärt die Bayerische Landeszahnärztekammer anhand der Parodontitis. Parodontitis-Bakterien und Entzündungsstoffe könnten über das
Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen und so schwere Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus begünstigen, warnt sie. Umgekehrt kann bei einem Diabetes auch eine Parodontitis als
Begleiterkrankung entstehen.
Nicht zuletzt, weil eine Parodontitis auch zum Zahnverlust führen kann, darf auch im Alter die Zahnpflege daheim nicht vernachlässigt werden. Für das zweimal tägliche Zähneputzen mit
einer fluoridhaltigen, am besten auch mit antibakteriellen Wirkstoffen angereicherten Zahnpasta kommen sowohl Handzahnbürsten als auch elektrische oder Schall-Zahnbürsten in Frage. Wichtig ist, dass
sie auch bei eingeschränkten manuellen Fähigkeiten für die rund drei Minuten dauernde Pflege gut in der Hand liegen. Das anschließende gründliche Ausspülen und Trocknen mit dem Bürstenkopf nach oben
sollten selbstverständlich sein. Ebenso gehört die anschließende Reinigung der Zahnzwischenräume zum Pflichtprogramm der sorgsamen Mundhygiene. Wer die filigrane Zahnseide nicht mehr zielsicher
anwenden kann, ist mit in verschiedenen Stärken im Drogeriemarkt erhältlichen Interdental-Bürstchen bestens beraten. Gut gegen Mundgeruch ist die abschließende Reinigung der Zunge mit einem Schaber
oder einer Bürst. Eine antibakterielle Mundspülung rundet danach das perfekte Mund- und Zahnpflegeprogramm ab.
Gut umsorgt werden wollen auch die Dritten. Egal, ob es sich um eine Teil- oder Total-Prothese handelt: Eine gewissenhafte Pflege ist hier unerlässlich. Anderenfalls wird der künstliche Zahnersatz
mit seinem nicht entfernten Belag zu einem gefährlichen Bakterienträger und verursacht zudem Mundgeruch. Wer auf der sicheren Seite sein will, reinigt die Prothese zweimal täglich nach dem Essen
gründlich mit einer speziellen Zahnbürste für Zahnersatz bei gutem Licht über dem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. Außerdem sollte den Dritten von Zeit zu Zeit
ein rund fünfminütiges Bad in einer desinfizierenden Lösung gegönnt werden. Sie freuen sich auch, wenn der Prothesenträger weiterhin seine regelmäßigen Zahnarztbesuche wahrnimmt.
Ina Berwanger
Ina Berwanger
Freie Journalistin
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